Karl Stülpner - Robin Hood des Erzgebirges
1762 - 1841
Der Wildschütz Karl Stülpner wird oft als "Robin Hood des Erzgebirges" bezeichnet.
Sein Leben hatte einen gänzlich anderen Weg als das seiner Zeitgenossen genommen.
Er war vermutlich ein guter Erzähler und nicht auf den Mund gefallen.
Stülpner kam viel in der Welt herum, von Ungarn bis Frankreich, von Berlin und Bayern bis in die Schweiz und Tirol.
Als Wilderer in sächsischen und böhmischen Wäldern fand er viele Sympathisanten unter der Bevölkerung.
Es gibt zahlreiche Geschichten, in denen er den Unterdrückten half und bei seinen Streifzügen Dieben und Räubern
das Handwerk legte. Wahr-scheinlich ist manches im Laufe der Jahre hinzugedichtet worden.
Karl Stülpner erbickte am 30. September 1762 in Scharfenstein (Mittleres Erzgebirge) das Licht der Welt.
Er wuchs unter den Ärmsten der Armen auf und verlor frühzeitig seinen Vater, so dass er sich an dessen
Stelle um die Familie kümmern mußte. Eine große Hungersnot ging in dieser Zeit um.
Schließlich mußte die Familie ihr Haus verkaufen.
1772 hielt er sich beim Förster Müller in Ehrenfriedersdorf auf und jagde anschließend in den Wäldern um Marienberg.
1778 trat er freiwillig in den Kriegsdienst ein. Danach kehrte er zu seiner Mutter zurück, verdiente sein Brot durch Gelegenheitsarbeit und begann zu wildern.
1780 verpflichtete sich Karl Stülpner in Chemnitz und wurde ein Jahr später
zu den Grenadieren nach Zschopau versetzt.
Da die Offiziere von seiner Begabung zu wildern wußten,
konnte er hier mit dem Einverständnis seiner Vorgesetzten ungestört wildern.
Nach einer Schlägerei mit einem Jägerburschen wurde er in Chemnitz inhaftiert,
wo er jedoch bei einem Marsch fliehen konnte.
Stülpner floh in die böhmischen Berge und begab sich auf lange Wanderschaft.
Nach langer Zeit kehrte er in seine Heimat zurück, wo man sich jedoch nicht mehr um ihn kümmerte.
Er wurde Anführer einer Gruppe von Wildschützen und streifte mit ihr durch die großen
Reviere des sächsischen und böhmischen Erzgebirges. Man erzählte sich, wie er gegen Diebe und Räuber
einschritt, anmaßende Forstbeamte bestrafte und den Unterdrückten und Hilfesuchenden zur Seite stand.
Um sich den eingesetzten Verfolgungen zu entziehen, nahm er erneut seine Wanderungen auf.
Stülpner nahm 1793 am Interventionskrieg gegen Frankreich teil. Nach Verwundung desertierte er und wanderte
in seine Heimat zurück.
Im Jahr 1794 kehrte er nach Scharfenstein zurück und führte in den folgenden Jahren wieder ein Leben
als Wildschütz. Das Vorgehen gegen die Feinde des Volkes machte ihn zum Volkshelden - zog aber andererseits wieder Verfolgung nach sich.
Nur durch die Unterstützung seiner zahlreichen Anhänger war eine solch langwährende und erfolgreiche Wilderertätigkeit möglich.
1800 gabe er das Wildererdasein auf und schloß sich erneut dem Chemnitzter Regiment an.
1813 kehrte er nach Scharfenstein zurück, wo er ein ärmliches Leben führte.
Mit 74 Jahren wurde Stülpner noch einmal Vater. Daher hing ihm auch der Ruf, er habe herumgehurt und auf
Kosten anderer gelebt, noch lange an, obwohl ihm die Verführung eines 24jährigen Mädchens erst viel später nachgewiesen werden konnte.
Die letzen zwei Jahre seines Lebens wurde er krank und halbblind. Karl Stülpner starb am 24. September 1841 in Scharfenstein im Alter von 79 Jahren.
Auf dem Friedhof in Großolbersdorf fand er seine letzte Ruhe.
Seit Juni 2000 trägt auch ein Planetoid den Namen Stülpner.
Er wurde erstmalig im Dezember 1998 von der Sternwarte Drehbach beobachtet und für diesen Namen vorgeschlagen.
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