Räuchermännchen
Gedrechselte Holzfigur, besonders Türken, Spielzeughausierer, Waldarbeiter, Förster, Rastelbinder oder Schneemänner darstellend, mit Hohlkörper, in dem ein Räucherkerzchen glimmt. Eine runde Mundöffnung ermöglicht den Rauchaustritt. Obwohl vornehmlich im Erzgebirge hergestellt, ist die Figur erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisbar. Vorher ließ man Räucherkerzen in einem Gefäß glühen und rauchen. In Nürnberger Spielzeugbüchern sind erste Räucherfiguren um 1800 abgebildet.
Das öffentliche Rauchen aus Tabakspfeifen seit dem 19. Jahrhundert reizte die Spielzeugmacher zur Nachahmung. Aus dem ursprünglichen Rauchkessel für glimmende Räucherkerzen wurde die hohle Docke.
Räucherkerzen sind kleine, bis 3cm hohe Kegelchen, je nach Duftnote schwarz, rot, grün, blau oder gelb gefärbt. Nach Anbrennen der Spitze beginnt ein allmähliches Verschwelen. Dabei werden die beigemischten Duftstoffe frei, das ist vor allem Weihrauch, Myrrhe, Lavendel. Sie sind schon zu Dürers Zeiten als ,,Schmeck- Kirzlein" bekannt. Weihrauchkerzen sind nach wie vor ein wichtiges Weihnachtsutensil im Erzgebirge und Vogtland.
Eine mittlerweile weltbekannte Weihnachtsfigur aus dem Erzgebirge ist das Räuchermännchen
(erzgeb. Raachermannl). Das Räuchermännchen wurde bereits um 1850 im Erzgebirge zum Verkauf
angeboten. Räuchermännchen gibt es in den verschiedensten Formen und Farben. Die Figuren
wurden dem täglichen Leben "abgeguckt" - Sammler finden deshalb eine Vielzahl von Motiven. In der
Advents- und Weihnachtszeit wird es wohl kaum ein Wohnzimmer im Erzgebirge geben, wo nicht
wenigstens ein Räuchermännchen steht, aus dem sich anheimelnder Weihnachtsduft entfaltet. Sehr
beliebte Räucherfiguren sind auch Räucherhäuschen (erzgeb. Raacherhaisl) und Räucheröfen (erzgeb.
Raacherufn). Das im Inneren der Figur glimmende Räucherkerzchen lässt diese dann rauchen.
Die erzgebirgische Spielzeugwelt mit einer Vielzahl an volkstümlichen Figuren läßt immer wieder,
besonders zur Weihnachtszeit, Erinnerungen an die Märchen und Geschichten aus den Tagen der Kinderzeit in uns wach werden.
Ein Geselle benimmt sich dabei stets auffällig - der Räuchermann. Friedlich pafft er vor sich hin und verbreitet so den
angenehm-weihnachtlichen Wohlgeruch in unseren Stuben.
Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts müssen die "Raacherkarzel" (Räucherkerzen) zum erzgebirgischen Weihnachtsbrauchtum gehört haben
und sind seither liebevoll gepflegte Tradition geworden.
Wann jedoch genau das Räuchern den gestalteten Figuren anvertraut worden ist,
läßt sich heute nicht mehr genau sagen.
Wahrscheinlich wird es mit dem Aufkommen des Tabaks geschehen sein,
der sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts von England über Europa verbreitete.
Sicherlich reizte dies die Spielzeugmacher zur Nachahmung.
Bereits um 1800 zeigte ein Nürnberger Spielzeugmusterbuch einen Husaren,
der am Kaffeetisch die Pfeife gemütlich schmauchte.
Für die Zeit von 1820 - 1830 sind aus dem Gebiet um Sonneberg Räucherfiguren nachweisbar,
die aus Papiermasse gefertigt waren.
Denn Spielzeugmachern aus und um Seiffen dürfte die neue Volkssitte Anlaß gewesen sein,
einen schmauchenden Gesellen aus Holz zu fertigen.
Damit entstand der "Urtyp" aus einem hohlgedrechselten Grundkörper in dem das Räucherkerzenchen
dank des Luftstromes sanft verklimmen konnte.
Der Rauch entwich wie beim lebendigen Vorbild oben durch die Mundöffnung.
Seither wurden die "Raachermanneln" in vielfältiger Gestalt von den Spielzeugmachern und Gestaltern weiterentwickelt.
Vor allem Figuren aus der Alltagswelt und der dörflichen Umgebung sind es die den gemütlichen Gesellen ihr charakteristisches Aussehen verleihen.
Der Grundaufbau ist jedoch über die Zeit bei allen Entwürfen erhalten geblieben.
Ein gedrechselter Hohlkörper aus Holz, der später die Räucherkerze umhüllt, wird auf einen Sockel gestellt.
Dieser trägt die Räucherkerzchen und muß von der übrigen Figur einfach zu trennen sein.
Alles andere ist der Phantasie und der kunsthandwerklichen Fertigkeit überlassen.
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